Gute Reise

Leider erlaubte mir das Leben nur wenig Zeit mit dir und das Schicksal raubte uns die gemeinsame Zukunft. So bleibt von einem lebendigen jungen Mann nur eine Erinnerung. Während ich jetzt schreibe, denke ich über all das schöne, was wir gemeinsam erlebt haben: als ich dir das schwimmen beibrachte, als wir Neujahr feierten, an deinen ironischen Humor, auf dein kluges Lächeln. 

Du warst immer sanft, gutmütig, manchmal zerstreut, aber immer da für andere.

Solange ich lebe, werde ich jeden Tag weiterhin an dich denken. An diesen wundervollen Menschen, der du warst, eine starke Seele, mit bedauerlicherweise einem schwachen Herzen, der zu früh aufgehört hat zu schlagen.

Du spieltest eine bedeutende Rolle in meinem Leben.

Ich bin stolz und dankbar für dich, weiß, dass du, dort, wo du jetzt bist, du alles bekommst, was dir dieses irdische Leben nun mehr nie wieder geben kann.

Gute Reise, wir sehen uns wieder. 

Albert Gabor Nyaradi 

Geboren am 24.03.2009 um 14:37, verstorben am 30.04.2025 um 01:00 Uhr früh.

 

Du bist gegangen, um für immer geliebt zu werden. 

 


Insulaner

Als wir durch das ungarische Flachland durchfuhren, erinnerte ich mich wieder an die kleinen Freunde, die ich zuletzt vor 28 Jahren gesehen habe. Sie waren zu acht, der älteste 14 und die jüngste 4 Jahre alt, fünf Jungs und drei Mädchen. Ihre Gesichter strahlten vor Freunden noch verschont von dem rauen Leben, das sie auch einholen sollten.

Meine Patentante hatte ein Grundstück im Tiefland und der Vater der Kinder passte auf dieses Grundstück auf. Vertrieb die Tiere und auch leider immer häufiger auch die Diebe, die hier Melonen stehlen wollten. Einige waren dreist, aber die Mehrzahl eher verzweifelt. Immer wieder wurden auch Kinder unter 5 Jahren beim Klauen erwischt.

Ich geriet als Gast in diesen Mikrokosmos. Dann sah ich sie zum ersten Mal: Sie lächelte mir mit ihren großen schwarzen Augen, nahm meine Hand und wir gingen spielen. Sie führte mich zu ihren Geschwistern. Das kleine Haus, in dem Sie wohnten, befand sich inmitten einer Kreuzung und war kaum 50 Meter vom Grundstück entfernt. Sie bat mich, draußen zu warten und ging rein, vor der Tür war ein gelber und befleckter Vorhang zu sehen. Die Ecken und Seiten hatten schon dunkelbraune und schwarze Töne. Nach kurzer Zeit kamen Sie und alle anderen raus und freuten sich, jemanden neuen zu sehen. In meiner kleinen Tasche hatte ich Schokolade und Karamell und Cola in Übermaß, also bat ich sofort, es aufzuteilen. Mit dieser für mich natürlichen Geste wurde ich als guter Freund angenommen. Die älteste Schwester setzte mich auf einen Stuhl und fragte mich aus. Klein, aber wortgewandt und lustig brach ich das Eis schnell, und aus der Befragung wurde ein Dialog. Sie war nicht besonders schön, aber hatte eine hübsche Figur und ein trauriges Lächeln. Ihr Freund holte sie auch weniger später ab, sie schlief öfter bei ihm, der in einem großen Haus am Ende der Stadt wohnte. Einmal streiten sich die beiden laut und er fuhr weg - danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Als ich sie trösten wollte, umarmte sie mich und sagte, ich werde alles später erst als Erwachsener verstehen. Sie hatte recht.

Meine neuen kleinen Freunde zeigten mir ihre Spielinsel - diese befand sich neben dem Teich hinter dem Haus-eine kleine grüne Fläche unter einem großen Maulbeerbaum. Hier sagte man mir, es gibt nur Spiel und Spaß. Man darf hier nicht über Sachen sprechen, die nicht lustig sind, man darf auch nicht der anderen Angst machen. Auf diesem Fleck soll laut meinen Freunden man alles tun, was einem Spaß macht, ohne dass jemand dabei sich unwohl fühlen sollte. Wir tanzten und sangen viel. Die Flucht aus dem Alltag konnte nicht schöner sein. Eines Abends blieb ich zum Abendessen. Man gab mir einen Teller und einen Löffel, es gab Spiegeleier und Spinatsoße. Kinder bekamen zwei, die Eltern vier Eier und als Gast bekam ich drei Eier. Einfach und ohne Worte verlief das Abendessen. Also genau das Gegenteil, wie es bei uns üblich war.

Wochen vergangen und somit kam es auch zu meinem letzten Tag im Kreis meiner Freunde. Traurig verabschiedeten wir uns, baten mich auch das nächste Jahr zu kommen. Die älteste Schwester ging verärgert ins Haus und sperrte die Tür zu. Mein Patenonkel holte mich mit dem Auto ab, noch ein letztes Mal schaute ich auf das kleine Haus, die schmutzigen Kinder und wir fuhren weg. Am Bahnhof kam sie, die große Schwester, um sich zu verabschieden.

  • Ich weiß, dass ich nicht mehr sehen werde, das spüre ich. Aber ich will mich doch verabschieden - mit Tränen im Auge verabschiedete sie sich und ging weg.

Ich schaute noch lange nach, wusste damals nicht, warum für sie der Abschied trauriger war als für die anderen.

Kaum 20 Jahre später, an einem regnerischen Sonntag, verbrachte ich meinen Nachmittag im Café des Kunsthistorischen Museums. Gegenüber saß eine Frau und schaute immer wieder in meine Richtung. Sollte sie öfter als dreimal zu mir blicken, gehe ich zu ihr - nahm ich mir vor.  Zu meiner Überraschung stand sie auf um kam auf mich zu.

  • Ich habe mir oft vorgestellt, wie es sein wird, dich wiederzusehen, deine Augen sind die gleichen. Und weißt du noch, wer ich bin?
  • Es tut mir leid - sagte ich – plötzlich lief ein kleines Mädchen zu ihr. Diese sah genauso aus wie sie damals. Verblüfft und lächelnd erkannte ich sie wieder.

Sie erzählte mir, was aus allen wurde, sie verlor zwei Brüder in einem Autounfall, eine Schwester lebt in Schweden, die anderen leben in Budapest, keiner mehr am Flachland. Sie selbst ist geschieden und reist durch Europa mit ihrer Tochter.

 Unserem Haus gibt es nicht mehr …. Die Spielinsel lebt nur in unseren Köpfen weiter. Sie nahm meine Hand und fragte: und du? Was hast du letzten Jahre gemacht?

Beim Abschied tauschten wir keine Rufnummern oder Erreichbarkeit. Wir hoffen auf ein weiteres Treffen, manchmal ist vielleicht genau ausreichend.


In Conquiro

Wann haben wir aufgehört auf unsere Instinkte zuhören und überließen wichtige Entscheidungen Suchmaschinen? Natürlich bin ich nicht auf der Suche nach einen genaues Datum.  Eher nach der Erklärung, warum wir die Zügel so schnell aus unseren Händen gaben?

Eins ist sicher auf fast alles gibt es eine Antwort ...man muss sogar nicht mit anderen reden dafür. Kein Kontakt mehr, obwohl wir körperlich und seelisch aufeinander angewiesen sind. Täglich sehen wir in Handys vertieft Blicke- als ob jeder nach etwas auf der Suche wäre. Unsere vorfahren waren Jäger und Sammler und wir sind zu Jäger von Impulsen geworden. Es gibt unzählige Studien, die bewiesen, dass die Sozialen Medien für alles außer der Sozialen Kontakte gut sind.

 

Die Übermaß an unnötigen Informationen lässt uns nicht ausruhen, Beziehungen werden unnötig komplizierter. Die künstliche Intelligenz (KI) schleicht sich heimlich in unser Leben ein und bietet sich als stiller Begleiter an: korrigiert was wir schreiben, schlägt Themen vor und versucht immer mehr ein Teil von unseren Alltag zu werden. Zum Glück kann man es abschalten, bevor es völlig die Funktion eines ungewollten Beraters einnimmt. Eine Stimme, die man fragen kann, wenn man allein ist… oder sogar folgen, wenn man daran glaubt, was es einem verspricht. Ich glaube- und bin damit einer von vielen die sich strikt gegen die Digitalisierung unseren Lebens aussprechen – das wir KI nur als Tool nutzen und als ausschließlich solches wahrnehmen sollen.

Wann wird es eine Wende geben und was brauchen wir dafür das wir erkennen und die ständige Suche abrechen? Carl Gustav Jung sagte: Wer nach Außen schaut träumt. Er nach innen Schaut erwacht. Was bringt aber das Erwachen mit sich in einer Welt voller Träumer? Vielleicht wird nichts bringen, aber ist es nicht genau das, was man wirklich will? Einfach nur alles so sehen wie es ist – einfach alles nur so rein wie es auch immer wahr – aber ohne Bedeutung ohne das schmücken. Das lebendige Reinstoff… und vielleicht suchen wir an ende des Tages alle das gleiche – ob mit Suchmaschinen, Gesprächen oder mit Beobachten auf vielen wegen und jeder so wie er will und mag.


Paola's Negroni

 

Das laute Unwetter weckte mich, ich schaute auf meine Uhr, es war 3:00 Uhr. Zu früh für fast alles, wenn man allein ist. Also zog ich mich an und ging in die Lobby, nahm meine Zigarren mit und setzte mich neben den Kamin, in der alten Villa ein zentraler Platz hatte. Am Abend wurde ordentlich eingeheizt, so drehte ich meinen Ledersessel näher. Es dauerte nicht lange, bis jemand hinter mir stand.

-Scusi, la sedia è libera? Sie zeigte auf den Sessel neben meinen-Ob, der frei ist? – Si, Signora, sagte ich. Sie lächelte und setzte sich hin, kurzer Zeit später sagte sie: - Non ti è permesso fumareJa, es ist 3 Uhr in der Früh und in der Lobby darf man rauchen-antwortete ich ihr.Wir waren still, sie begann englisch mit mir zu reden. Es tut mir leid, kein guter Start, normalerweise bin ich nicht so. Woher kommen Sie?

Aus Österreich-antwortete ich - schauen sie, ich habe keine Lust, mitten in der Nacht zu reden.

Warum denn? -fragte sie mich. Wissen Sie, ich bin seit gestern hier - fing sie an. Ich bin geflüchtet von meiner Hochzeit mit einem Mann, den ich nicht liebe. Meine ganze Familie will, dass wir heiraten, da er reich ist. Leider ist er auch seit Kurzem Chef meines Bruders. Er bekam eine wichtige Rolle in meiner Familie, sodass ich gefühlt keine andere Wahl habe, als sein Angebot anzunehmen. Aber ich liebe diesen Menschen nicht, ich mag seine Art und sein Aussehen nicht.

Sie sind der Erste, dem ich es sage, und ich musste es loswerden. Sie lehnte sich zurück in Ihren Sessel und schaute auf mich.

Sind auch auf der Flucht, oder? – ich tat so, als ob ich die Frage nicht gehört hätte. Ich habe noch keinen Mann kennengelernt, der nicht mit mir reden wollte.

Vielleicht hat es auch etwas mit ihrer jetzigen Situation zu tun-antwortete ich ihr. Was sie tun, ist ihre Sache und meine ist meine. Wenn Sie hier sitzen bleiben möchten, gerne, aber ich habe Ihnen einen Platz angeboten, nicht meine Gesellschaft.

Sie wurde still und wir sahen beide ins noch langsam lodernde Feuer. Kurz vor 4 Uhr schlief sie ein. Kurzer Zeit später schlief ich auch ein. In der Früh wurde ich geweckt. Meine vorlaute Nachbarin war nicht mehr bei mir. Es regnete nicht mehr, und der Kaffeeduft fühlte den Raum. Ich setzte mich zum Tisch und bestellte mir eine Rührei. Nach dem Essen ging ich zum Portier und fragte nach, oder er die Frau auch gesehen hatte. Sie hatte lange blonde Haare und Sommersprossen im Gesicht, sagte ich. Haben sie ihr etwas erzählt? Oder haben sie ihr etwas gesagt? – schaute der alte Portier ängstlich auf.

Nicht viel, aber wieso denn? – sie sah nicht gefährlich aus … lächelte ich. Er schüttelte seinen Kopf.

Spirito maligno! Es war kein Mensch, den sie gestern besucht hatte. Sie heißt Paola, immer wieder erscheint sie unseren Gästen und erzählt ihre Gesichter. Sie lädt junge Männer auch zum Baden ein, diese kommen dann nicht mehr zurück … wenn sie den Namen ihrer Frau oder Freundin sagen, dann greift sie diese Person an … Sie recht sich an die jeden, weil sie so unglücklich in ihrer Heirat war. Sie hat ihren alten man umgebracht, das ist schon, aber viele Hundert Jahre her. Halten sie sich von ihr fern!  Er drückte mir kräftig die Hand und ging weiter.

Jede andere Erklärung hätte mehr Sinn für mich gemacht. Natürlich nahm ich es nicht ernst.

Ich ging raus und machte einen Spaziergang im Dorf. Die kleinen engen Gassen und alten Gebäude sahen vor 200 Jahren genauso aus wie heute. Das Wetter wurde sehr warm und so beschloss ich in eine Taverne zu gehen und etwas zu trinken.

Plötzlich hörte ich eine bekannte Stimme. Was sie sagte, war mir nicht ganz klar, aber als sie mich sah, fängt sie an zu lächeln und gab mir einen Kuss.

Sie mal wieder …. Also doch kein Geist. Sie schaute tief in meine Augen und bat mich, Platz zu nehmen. Paola gab es also tatsächlich vor 300 Jahren. Den Geist gab es nie, aber die Idee brachte einiges an Summen ein. Raffaela – denn so hieß sie wirklich – verzauberte einige Gäste in der Sommersaison. Die Idee, einfach aber wirkungsvoll, erschien, der Portier klärte am nächsten Tag den Gast auf, was geschehen ist; diesen Fluch konnte man dann entgeltlich loswerden.  

Je nachdem, wie viel man dem Geist erzählt hat, musste man zahlen. Sie stellte mich auch der weißen Hexe vor. Später saßen wir im Garten und tranken wir Rotwein und Negronis. Erst am Abend machte ich mich auf den Weg ins Hotel.

In dieser Nacht schlief ich tief.  Am nächsten Tag packte ich meine Tasche und machte mich auf den Weg nach Verona. Nach dem Check-out wollte ich mich von altem Portier verabschieden. Ich traf ihn nicht, somit schrieb ich Raffaela eine Nachricht. Sie sendete ein Bild zurück, auf dem sie, die Hexe und der junge Mann, zu sehen waren. Wer ist der Junge, den ich noch nie gesehen habe? -schrieb ich ihr. Aber das ist doch der Portier … musstest doch gesehen haben …

Lange Jahre später traf ich Raffaela wieder, sie verbrachte ihren Urlaub in Wien. Wir sprachen über vieles eine Frage blieb nur offen: wer war der alte Mann wirklich ? 


Es war einmal …

 

Freundschaften sind etwas Lebendiges und eine wahre Bereicherung des Lebens. Allerdings bleiben die meisten-laut Statistik sind es überwältigende 68 % -, die im Laufe unseres Lebens auf der Strecke bleiben. Die Gründe sind so vielfältig wie die Freundschaften selbst.

Manchmal ist es leicht und es entwickelt sich von allein und endet in Nimmerwiedersehen.  Schmerzhaft enden die tiefen Freundschaften, wo vieles verbindet, aber mitlaufend, die Zeit die Energie, Liebe und Zuwendung abnimmt. Einfach loslassen und weitergehen.

Klare Verhältnisse schaffen und einfach das, was schön ist, als Erinnerung aufbewahren. Spürbar schwerer sind die menschlichen Kontakte, wobei man nicht weiß, wofür sie damals abgeschlossen wurden. Diese entwickeln sich mit Zeit in eine einseitige Freundschaft, wovon die meisten von uns fliehen möchten. Hierbei zieht einer den Schlussstrich und idealerweise folgt ein Gespräch zur Klärung und Abschluss. Sei es aber nicht, so, sprechen wir von dem hinterhältigen und manipulativen Ende: das Ghosting.

Unter Ghosting verstehen wir den abrupten, vollständigen Abbruch des Kontaktes in einer sozialen Beziehung durch eine Partei, und zwar ohne Vorwarnung oder Erklärung dafür. Was bleibt, sind nur offene Fragen. Eine enorme Menge an Egoismus und noch große Dummheit zeichnet den aus, der oder die seine/ihre Beziehungen so beendet.

Wie auch jedem anderen, der offenes Herzen geht und Augen in die Welt geht, bescherte mir das Leben auch diese Erlebnisse. Schön ist: Es hört auf - die Lektion bleibt.

Einige schreiben Abschiedsbriefe und verarbeiten dadurch diese Erfahrung, manche tragen es in Konflikten aus. Jeder findet seinen Weg raus aus der Kette dieser manipulativen Lügen und findet doch Freunde, um mehr zu leben und zu erfahren, wie wunderbar vielfältig das Leben jeden Tag sein kann.

 

GbR*


   Unterwegs

Voller Erwartungen und mit Tatendrang wollte allen zeigen, was ich kann. Mein neuer Chef stellte mich für 6 Monate ein, um mich von meinem Talent zu überzeugen. Als junger Vater und gerüstet mit der erdrückenden Liebe einer eifersüchtigen Frau stand ich da. Mein erster Tag als Journalist. Meine neuen Kollegen waren hilfsbereit und nahmen mich langsam auf. Man lernte jeden Tag etwas Neues und aus verschiedenen Gründen war das damals meine Freiheit. Damals wusste ich nicht, dass es noch lange 17 Monate dauern wird, bis ich die Scheidung einreichen werde.

Monatelang ging sie neben mir vorbei. Immer das gleiche: ein kurzes Lachen und Begrüßung. Ich war damals jung, offensichtlich sehr zurückhaltend und erkannte die gesendeten Zeichen der Sympathie nicht. Und da war sie mal in einem blauen Kleid, dann in engen Jeans, später mit einem kirschroten Schal um den Hals. Man hörte ihre lauten Schritte schon von weiten. Von der netten, aufdringlichen Kollegin wurde sie zum wahren Störfaktor. So gingen die Wochen und Monate hin-ihr Lachen wurde müder und später nickten wir einander wie alte Kumpels einfach nur zu.

An einem regnerischen Freitag saß ich nach dem Dienst noch im Büro. Je später ich nach Hause fuhr, desto besser, zumindest ruhiger für mich. Plötzlich spürte ich etwas Warmes in meinen Nacken. Ich schüttelte meinen Kopf, als ich nach hin griff, merkte ich, es war Kaffee.

Sie stand neben mir und entschuldigte sich, nahm ein Tuch und fing an, mich zu säubern. Ob es gewollt oder ein Zufall, war für mich nicht interessant. Ich fragte Sie direkt: – Muss das sein? Wieso kannst du nicht aufpassen? Hast du Ahnung, wie schwierig Kaffee aus Sakko und Hemd sich entfernen lässt? Ihre braunen Augen füllten sich mit dicken Tränen.  Sie entschuldigte sich und ging weg, ich folgte ihr, draußen im Park hielt ich sie an.

Ist alles in Ordnung? -fragte ich Sie. Diese Frage löste eine wahre Flut an Informationen aus, auf die ich nicht vorbereitet war. 

Nach langen Minuten des Schweigens wurde ich zur vertrauten Person und eher ich mich versah, stand eine Einladung zum Kaffee im Raum. Ich lehnte höflich ab – zwar liebte ich meine damalige Frau nicht mehr – sie betrügen ist unfair.

Sie bat um meine Freundschaft und ein offenes Ohr – in Gegenzug – kann ich ihr auch über mich erzählen. In dieser Phase meines Lebens war das eine gute Option, also nahm ich an.

 

Sonntag 11:00 Uhr, da saßen wir im Café Konvolut, sie lächelt und erzählt von sich. Ich sitze und trinke meinen schwarzen Kaffee. Dann fragt sie mich und ich erzähle über die 5–6 Stunden, die ich schlafen kann, über meine 80 SMS am Tag, die mich bewachen …

Sie schaute mich ernst an, dann schüttelte sie ihren Kopf. Du musst da weg -sagte sie am Ende.

Du auch -sagte ich und dann lächelten wir beide. Wir waren beide gefangen in einem Privatleben voller Falschentscheidungen. Ändern kann man nur das, was man erkennt. Heute weiß ich, dass diese Monate uns beide tatsächlich über schwere Zeiten weitergeholfen haben. Die Gespräche bahnten neue Lebenswege an, unsere kurzlebige Freundschaft endete genauso schnell wie es auch begann – mit unserer Freiheit. 

So gingen wir neue getrennte Wege und sahen einander nicht mehr, weil wir wussten, wir haben bereits einander alles gegeben.

GbR 


Dress to impress …again

Hype um das große und doch alte? Vor 3 Jahren traf ich einen alten Freund, der mir mit Freude das Phänomen Old Money erzählte. Der Begriff war nicht neu für mich, vererbtes Vermögen -sagte ich ihm - den gibt es schon seit Langem.

Darauf zeigte er mir Videos von jungen Männern und Frauen, die entweder in Opas alten Cardigan traurig in die Ferne schauen oder die Omas Hüte aus längst vergessenen Zeiten wieder mit Leben auffüllten. Alles, was mit Recycling zu hat, ist langfristig gut für die Gesellschaft. Preloved und Preowned sind die Kategorien, die mittlerweile in den meisten namhaften Marken in ihren Online-Shops führen. Hier findet man alles, wenn man das Lebensgefühl der alten Zeiten, den Planeten retten oder einfach etwas Günstiges kaufen möchte. Mir gefiel die Idee schon damals. Vielleicht bewegt doch diese jungen Menschen bisschen mehr auf ihr Umfeld zu schauen. Können die handgefertigten Kleidungsstücke doch ein wertvoller Begleiter werden? Erkennt man auch wohl die Werte: Handarbeit, das Wissen, die verwendete Zeit, was darin steckt?  Die Möglichkeit besteht dafür, und die kommende Zeit wird es uns zeigen.

Wir saßen am Café Cortes in der Nähe von Naschmarkt. Es war ein Frühlingstag und langsam wurde es wärmer.                                       

Eine blonde Frau mit lockigen Haaren setze sich neben den Tisch und bestellte sich einen Tee. Wir waren verblüfft, sie sah aus wie eine PIN Up Girl auf der Durchreise. Die Kleidung bis in kleinstes Detail überlegt, wie auch die Haare und ihr Make-up. Dieser prompte modische Impuls zeigte uns wieder, wie Ideen schön verwirklicht werden.

GbR


Wir haben doch Zeit … oder ?

Jeder hat es und verwendet es verscheiden und denkt immer, dass es zu schnell verbracht wird. Richtig erraten, (!) es geht um die Vergänglichste in unserem Leben, um die ZEIT. Sie ist allgegenwärtig und unaufhaltbar und wird es auch immer bleiben. 

Während ich jetzt schreibe, laufen neben mir fleißige Kellner auf und ab im Kaffeehaus. Wie im Bienenstock hört man das beständige Summen der Gäste; man hört Gespräche in fremden Sprachen, sieht Emotionen, riecht Gerüche. Das ist das Hier und Jetzt. Hier sind wir am glücklichsten, hier können wir das meiste tun und sollten – laut führender Studien – auch bleiben oder ankommen und verweilen.

Dennoch machen wir uns -wie auch andere für sich das Leben schwerer, indem wir entweder in die ferne Zukunft schauen – in Hoffnung auf alles, was noch kommen wird, oder riskieren den Schritt zurück in die Vergangenheit, mit Blick auf das Unveränderliche. Da klingt schon die Gegenwart viel besser.

Mein Blog widme ich meinen wahren und fiktiven Reisen; die nicht nur in fremden Ländern, sondern auch hinter die Kulissen des Alltags jeden führen werden, allen, die es lesen werden.

 

 GbR